Was sind Biblische Figuren?

Biblische Figuren sind ca. 30 cm groß und aufgrund ihres Sisaldrahtgestells beweglich. Ihre Standfestigkeit in allen Positionen verdanken sie ihren Bleifüßen. Der Kopf wird aus Styrofoam gebildet und hat kein Gesicht, damit die Konzentration auf die Körpersprache und nicht eine unveränderbare Mimik gelenkt wird. Ein hautfarbener Stoff umzieht die Figur. Die Haare sind aus Naturfellen. Seit einiger Zeit können auch Figuren mit einem beweglichen Daumen hergestellt werden, ebenso Kinderfiguren und Tiere.

Nahezu jede menschliche Körperhaltung und Gebärde lässt sich darstellen. Dadurch werden Situationen und Gefühle der handelnden Personen ausgedrückt und wahrgenommen.

Wozu Biblische Figuren?

Der Mensch wird in seiner ganzheitlichen Wahrnehmung angesprochen und bekommt einen intuitiven Zugang zur Biblischen Botschaft. Biblische Figuren ermöglichen eine Form kreativer, spielerischer Auslegung, die den Menschen mit all seinen Gefühlen und Erfahrungen im Blick hat, mit seinem Glauben und Suchen. Biblische Erfahrungen werden be-greifbar und bekommen einen „Sitz im Leben“ heute.

Wie arbeite ich mit Biblischen Figuren?

• Szenische Darstellung.
  Einfach zu erstellende Kulissen bereichern die Wahrnehmung der Situation der erzählten Zeit. Der Kontext, die Personen „am Rande“ werden wahrgenommen.
• Weiterspielen biblischer Geschehnisse.
  Auf- und dann Umbau von biblischen Szenen durch den Leiter oder Gruppenmitglieder sind möglich. Das „Verändernde“ der biblischen Botschaft kommt ins Spiel, das oft anders ist, als die menschliche Erwartung.
• Erzählende Figuren
  Die Figur berichtet über ihre Erfahrung der biblischen Ereignisse, oder mehrere Figuren kommen miteinander ins Gespräch. Menschen treten über die Figuren in Interaktion.
• Gesprächseinstieg
  Darstellung der Befindlichkeit einer Person aus der Erzählung der Bibel oder einer heutigen Alltagssituation („Ver-heutigung“) So wird z. B. die Haltung der gekrümmten Frau intuitiv wahrgenommen und findet im Betrachter eine Resonanz.
• Bibliodrama
  Jeder Teilnehmer wählt seine Rolle und seinen Ort mit der Figur im Rahmen der biblischen Perikope auf einem „Schauplatz“. Durch die Identifikation mit der Figur erfolgt das Spiel auf einer indirekteren Art als im eigentlichen Bibliodrama und erleichtert Personen das Agieren und Sprechen, denen das freie Spielen in Gruppen schwerfällt. Hinzu kommt, dass eingenommene Körperhaltungen andauern können, die ein Mensch physiologisch nicht lange aushalten könnte.

Wann und wo können Biblische Figuren eingesetzt werden?

Im Religionsunterricht, in der Kinder- und Erwachsenenkatechese, in Seelsorge und Therapie, Exerzitien, Familien- und Seniorenarbeit, bei Bibelgesprächen, in Gottesdiensten u. a. zur Predigt, als Ausstellungen bei Projekten, ebenso im privaten Bereich, z. B. als Weihnachtskrippe.

Sind die Figuren eindeutig einer Rolle zugeordnet?

Nein. Die Kleidung ist austauschbar. Sie können eine vermutete biblische Kleidung tragen, ebenso aber Jeans und Pulli. Die moderne Alltagskleidung erleichtert eine Identifikation und Übertragung ins Hier und Jetzt.

Warum haben die Figuren keine Gesichter?

Ein Gesicht würde zu sehr von der Körpersprache ablenken. Die Aussage der Figur wäre festgelegt. Jetzt wird sie vom Betrachter intuitiv erfasst.

Biblische Erzählfiguren bei Doris Egli und beim ABF

Die beschriebenen Figuren entstanden in den 1960er Jahren in der Schweiz und fanden 1980 ihren Weg nach Deutschland. Da die ersten Kurse mit dem Material von Doris Egli stattfanden, wurden  die Figuren als „Egli-Figuren“ bekannt. Inzwischen wurden die Kurse so zahlreich und das Material auch von anderen Kursleitern aufgrund reichhaltiger Erfahrungen weiterentwickelt, so dass sich 1998 der ABF – Arbeitskreis Biblische Figuren e. V. als Interessenverband gründete.

Kursaufbau

Ein Werk- und Gestaltungskurs  umfasst 3 bis 4 Blöcke zu je 3 Zeitstunden – möglichst zusammenhängend -  für die Erstellung von1 bis 2 Figuren. Hinzu kommt eine pädagogisch-didaktische Einheit von 3 Stunden für das Erlernen der Arbeit mit den Figuren als Erzählfiguren, als Identifikationsfigur oder für den Einsatz mit bibliodramatischen Elementen zu Themen der Bibel oder zu allgemeinen Lebensthemen.

Kursangebote von Hannelie Jestädt finden Sie hier »